Lightroom Workflow – Teil 2 – Farbprofile

9163FE82-AFB1-416D-BDAD-F5D09A992016.jpgNachdem inzwischen schon Lightroom 2.3 auf dem Markt ist, dachte ich es wäre eine gute Idee, mein letztes Post ein bisschen auszubauen. Erinnert Ihr Euch noch? Bild-Import & -Organisation waren das Thema. Es ist langsam an der Zeit, sich ein bisschen mit Farb- und Kontrastmanagement zu beschäftigen und die Frage wie man das mithilfe der Kameraprofile umsetzen kann, die in LR seit Version 2.2 ausgeliefert werden.

Wann immer wir Lightroom auf den Workshops erwähnen, kommt todsicher die Frage: „Wenn ich meine Bilder als RAW nach Lightroom importiere, sehen sie für einen kurzen Moment klasse aus, bevor die Vorschau umschaltet und mir nur noch eine sehr viel flauere Version anzeigt. Was
passiert da? Und wie bekomme ich die Bilder wieder in den ursprünglichen Zustand?“

Die Antwort auf diese Frage hängt eng mit der Tatsache zusammen, dass das, was Euch die Kamera auf dem Display zeigt, nicht die RAW-Datei ist, sondern eine JPG-Vorschau. Diese JPG-Vorschau ist in der Regel in die RAW-Datei eingebettet und enthält die Einstellungen für die kamerainterne Entwicklung Eurer Bilder.

Diese Entwicklungsparameter (manchmal auch Profile genannt, aber nicht zu verwechseln mit ICC-Profilen) variieren von Kamera zu Kamera. Meine EOS 5D nennt die Dinger „Bildstile“ (Nikon nennt sie Einstellungen zur „Bildoptimierung“). Es handelt sich dabei um Vorgaben für Schärfe, Kontrast, Sättigung, Farbton und für möglicherweise noch ein paar andere Dinge hinter den Kulissen, von denen ich nichts weiß. Bei meiner Kamera tragen diese Stile/Profile/Voreinstellungen die Namen Standard, Portrait, Landschaft, Neutral und Natürlich (Nikon nennt sie Normal, Portrait; Briliant etc.) und sie werden sowohl auf die von der Kamera abgelegten JPG Bilder angewendet, als auch für die Vorschaubilder genutzt, die von der Software der Kamera in die RAW-Dateien eingebettet werden. Dieselben Vorschaubilder, die ich auch auf dem Display der Kamera sehe.

Der Grund, warum für die Vorschau JPGs verwendet werden, liegt darin, dass RAW-Dateien bevor man sie anzeigen kann, zunächst entwickelt werden müssen. Entwickeln meint in diesem Fall, das Bild in der ein oder anderen Weise zu interpretieren. Software wie Aperture oder Lightroom macht diesen Prozess sehr transparent, in dem sie Bearbeitungsergebnisse quasi in Echtzeit anzeigt. Was Ihr da seht, ist aber immer eine Interpretation – abhängig davon, wo Ihr gerade die Regler platziert habt.

Wenn Ihr also Eure Bilder in Lightroom importiert, wird dieses versuchen, Euch ein möglichst positives Erlebnis zu verschaffen. Dazu gehört z.B. so schnell wie möglich eine Vorschau Eurer Bilder auf den Bildschirm zu zaubern. Dafür die ins RAW eingebettete Vorschau zu nutzen, geht wesentlich schneller als das komplette RAW-File zuerst zu lesen, zu interpretieren und davon eine Vorschau zu erzeugen. Letzteres ist aber unsere Arbeitsgrundlage und so liest, während wir uns noch an der Vorschau in all Ihrer Pracht, Schärfe und Kontrastreichtum ergötzen, Lightroom heimlich das komplette RAW ein und baut die wahre Vorschau. Ganz still und leise im Hintergrund – ohne, das wir davon etwas mitbekommen. Das dauert pro Bild ca. ein bis zwei Sekunden (abhängig davon, wie viele PS Euer Computer unter der Haube hat), und sobald zu Ende berechnet, wird die ursprüngliche Vorschau mit der echten ersetzt. Leider ist diese typischerweise, flauer, weniger kontrastreich und weniger farbig. So sehen RAWs nun einmal aus – so sollten sie sein. Das gibt Euch mehr Raum für eine Bearbeitung des Bildes, z.B. für das Puschen der Kontraste ganz nach Eurem Geschmack. Was es in der Regel nicht tut, ist geschmeidig aussehen. Das liegt einfach daran, dass RAW Teil eines Workflows ist, der mehrere Arbeitsschritte umfasst und mehr Einsatz erfordert. Zur Belohnung kann man in der Regel aus einem RAW-Bild wesentlich mehr herausholen als aus einem JPG.

Trotzdem – vielleicht möchtet Ihr trotzdem mit dem arbeiten, was Ihr ganz zu Anfang auf dem Display Eurer Kamera gesehen habt. Das ist nun der Punkt, wo Lightrooms neue Kameraprofile ins Spiel kommen und ihren großen Auftritt haben. Wählt eins Eurer Bilder aus, drückt die Taste D für „Develop“ und dann scrollt in der rechten Menüleiste herunter bis Ihr den Punkt „Kamera-Kalibrierung“ erreicht. Voila – da sind sie, die Kameraprofile Eures Knipskastens.

Nehmen wir mal an, Ihr habt ein Bild im Porträtmodus geschossen. Wählt das nun aus dem entsprechenden Pulldown-Menü aus und das Bild wird ziemlich genau so aussehen, wie Ihr es vom Display in Erinnerung habt. Natürlich könnt Ihr diese Einstellung auf jedes andere Bild anwenden, in dem Ihr Lightrooms „Synchronisieren“ Funktion nutzt. Mein Workflow sieht dazu wie folgt aus:

1. Nachdem ich mein Bilder fertig importiert, bewertet und sortiert habe, wähle ich eine der Dateien aus und drücke die D-Taste, um es im Modus „Entwickeln“ ansehen zu können.

2. Ich navigiere bis zum Punkt Kamera-Kalibrierung und suche mir die gewünschte Kameraeinstellung aus dem Pulldown-Menü „Profile“ aus (nicht zu verwechseln mit den ICC-Profilen)

3. Ich gehe zurück ins Bibliotheksraster (G-Taste) und markiere – zusätzlich zum gerade angepassten Bild – alle anderen Dateien, die mit denselben Voreinstellungen geschossen wurden – oder die ich ganz einfach nur im selben Stil entwickeln möchte.

4. Ein Klick auf den Button „Synchronisiere Einstellungen“ öffnet eine Liste mit Parametern, von denen ich nur „Kalibrierung“ auswähle.

5. Ich drücke den Knopf „Synchronisieren“ und über mein Gesicht gleitet ein breites Grinsen, während ich zusehe wie sich alle ausgewählten Bilder wie durch Zauberhand verändern.

Hier findet Ihr mehr Hintergrundinformationen hinsichtlich der Adobe Camera Raw Kalibrierung.

Habt Ihr ergänzende Tipps rund um dieses Lightroom Feature? Ab damit in die Kommentare!

Ein Beitrag von Chris Marquardt. Dieser Beitrag ist ursprünglich hier auf Englisch erschienen und wurde ins Deutsche übersetzt von Monika Andrae.

22 Antworten auf „Lightroom Workflow – Teil 2 – Farbprofile“

  1. @Moni: Was hat Rügen den Boris angetan, dass er immer drauf rumreiten muss?? 😉

    Vielen Dank für die Übersetzung, Moni!

  2. Da fehlt ein Link bei dem Hinweis, wo man mehr Hintergrundinfos findet.
    Anonsten kann der Workflow am Punkt 3. und 4. nicht ganz stimmt. Wenn ich mich nicht irre, gibt es den „Synchronisieren“-Button nur im Develop Modul, nicht aber im Bibliotheks-Modul (in welchem man sich nach Drücken von „G“ befinedet).

    Ansonsten noch ein Hinweis: wenn man sich ein Entwicklungs-Preset mit dem/den Kameraprofil/en anlegt, kann man diese direkt beim Import auf die Fotos anwenden.

  3. „Wenn ich mich nicht irre, gibt es den “Synchronisieren�?-Button nur im Develop Modul, nicht aber im Bibliotheks-Modul (in welchem man sich nach Drücken von “G�? befinedet).“
    Du irrst Dich 😉 gibt’s nur im library module. zumindest bei mir…

  4. ach richtig, hab mir schon gedacht, dass man den button irgendwie erscheinen lassen kann, wusste aber nicht mehr wie… Alt hat’s nicht gebracht 😉

  5. Man kann diesen Prozess des Zuweisens von Kameraprofilen schon beim Import ablaufen lassen. Dazu muss ich einmal einen Zwischenschritt machen und für jedes der Kamerprofile eine „Vorgabe“ erstellen (im „Entwickeln“-Modul auf der linken Seite). Bei einem beliebigen Bild nach dem RAW-Import eines der Kamerprofile zuweisen, sonst nix. Dann auf das „+“-Zeichen neben den „Vorgaben“ drücken und im dann erscheinenden Dialog alle Häkchen entfernen und nur den Punkt „Kalibrierung“ anklicken. Am besten genauso benennen, wie das Kameraprofil, also z.B. „Camera Landscape“, wie bei meiner Canon.

    So, beim nächsten importieren kann ich im „Fotos importieren“-Dialog unten unter „Entwicklungseinstellungen“ die Vorgabe mit dem entsprechenden Kameraprofil auswählen. Dann werden alle Fotos beim Import schon mit dem ausgewählten Profil „entwickelt“. Dann erspare ich mir den Schock, dass allem Bilder erst einmal flau aussehen 🙂

    Natürlich kann ich später im „Entwickeln“-Modul das Profil auch jederzeit wieder zurücksetzen, die RAW-Entwicklung ist ja nicht zerstörerisch.

    Hoffentlich habe ich deutlich genug ausgedrückt. Probiert es mal.

    Gruß, Thomas (RadioDelta im Forum)

  6. Schweizer, insbesondere Berner sind dafür bekannt etwas langsamer zu sein… Den Hinweis mit der Kameraprofil-Zuweisung beim Import hatte ich schon 2 Tage vor dir hier gepostet. Aber egal, du hast es super beschrieben. Den Spruch konnte ich mir dennoch nicht verkneifen. 😀

  7. @LGW: Nein, Boris ist schon wieder da, wenn ich das richtig mitbekommen habe, ist aber gesundheitlich wohl etwas angeschlagen. 🙁

    Den Entzug spüre ich übrigens auch schon. Ich brauch dringend ne neue Dosi… äh, Aufgabe! 😉

  8. @Moondragon:
    Wenn ich den Twitter von Boris (bnSonic) richtig mitgelesen habe, gibt es eine neue Aufgabe, die aber (noch) nicht unter Bilder bekannt gegeben wurde:
    hs_gesundheit

    Wir wär’s, Chris & Boris: Macht doch die Aufgabe offiziell und gebt ’nen Deadline-Termin an.

    Gruß
    Ralf

  9. @Moondragon:
    Wenn ich den Twitter von Boris (bnSonic) richtig mitgelesen habe, gibt es eine neue Aufgabe, die aber (noch) nicht unter Bilder bekannt gegeben wurde:
    hs_gesundheit

    Wir wär’s, Chris & Boris: Macht doch die Aufgabe offiziell und gebt ’nen Deadline-Termin an.

    Gruß
    Ralf

  10. Herrje, muss man sich jetzt über Twitter informieren 😉

    Naaa, dann auf jeden Fall mal gute Besserung, prophylaktisch quasi!

  11. Wenn ich mich richtig erinnere, dann kann man in der Entwicklung das Synchronisieren aktivieren, wenn man mehrere Bilder in der unteren Bild-Auswahlleiste anwählt.

  12. Interessant und ausführlich, gar idiotensicher beschrieben. Bloß entspricht das leider nur theoretisch den Tatsachen!
    Ich plage mich nun schon seit Monaten mit der Lösung dieses Problems herum. Kurze Zusammenfassung:
    -D300
    -ausschließlich RAW
    -‚Bildoptimierung‘ ausschließlich auf Standard
    -Alle Feinjustierungen in der Bildoptimierung auf Neutral (quasi 0), Farbsättigung -1 und Farbton + 1 (Hautton wirkt hier etwas gelber statt rötlich)
    -WB meistens Automatisch, tendenziell b2 (WB Korrektor auf 2 Stufen ‚kälter‘)

    Nun importiere ich die Bilder und bekomme einen erheblichen Magenta Stich in sämtlichen Bildern, der nur äußerst umständlich via WB-Manuell und Farbton/Sättigung/Luminanz-Reglung in Lightroom zu kompensieren (bzw den Vorschaubild entsprechend) ist. Das Ganze ist unheimlich zeitaufwendig und erfordert Präzision und dauerndem Vergleich mit der JPEG-Vorschau. Gewöhnlich dauert es mehrere Minuten pro Bild – kurzum die Hölle für jeden Workflow.
    Ich habe von neuen Profilen in Lightroom 3.6 und höher erfahren, die scheinbar endlich die Nikon D300 unterstützen, eben all diese auch probiert – gänzlich ohne Erfolg. Nicht annähernd Vorschaubildniveau.
    JPEG Fotografieren kommt natürlich nicht in Frage. Vorallem bei Hochzeits und Portraitfotografie ist es dann fatal, da die mühsam erdachten und eingestellten Hauttöne (vorallem der WB) nach Lightroom RAW Interpretation total, gänzlich entstellt werden.

    Kann mir jemand helfen? Ich verzweifel wirklich! 🙁

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